Um die Aufnahme von mehreren Tausend Geflüchteten in Bochum nach klaren und humanen Standards zu bewältigen, wurde 2015 ein Unterbringungs- und Betreuungskonzept für die Unterkünfte in der Stadt etabliert. Es beschreibt Qualitätsmerkmale wie etwa den Betreuungsschlüssel oder Qualifikationsanforderungen. Grüne und SPD beantragen nun im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales das Konzept zu evaluieren. Man will herausfinden, an welchen Punkten das Konzept bisher gut funktioniert hat und an welchen Stellen es notwendig ist, nach über sechs Jahren neue Ansätze zu verfolgen. Der Beschluss soll nach dem Willen der Koalition in der Sitzung am 22. Juni gefasst werden.
Anna di Bari, integrationspolitische Sprecherin der Grünen, erklärt dazu: „Wir finden es wichtig, das Unterbringungs- und Betreuungskonzept für Geflüchtete zu evaluieren und anschließend fortzuschreiben. Derzeit sind noch über 1500 Menschen städtisch untergebracht. Seit 2015 haben sich die Situation und die Bedarfe jedoch maßgeblich verändert. Das muss sich auch in einem solchen Konzept widerspiegeln, um bestmögliche Standards in allen Bochumer Einrichtungen zu garantieren. So wird auch der Weg für eine gelingende Integration geebnet. Auch wenn es unser Ziel ist, das Gros der Menschen aus den Unterkünften in Wohnungen zu vermitteln, wird wir mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt vorerst weiter auf städtische Unterkünfte angewiesen sein.“
Betreut werden die Menschen in den Unterkünften zum einen von sozialpädagogischen Fachkräften. Daneben haben sich Sprach- und Kulturvermittler*innen als Sozialbetreuer*innen unterstützend etabliert. Für die Fortführung dieses kombinierten Modells in den Bochumer Unterkünften hatten sich die Grünen in den vergangenen Monaten stark gemacht.
Raphael Dittert, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, weist auf dessen Besonderheit hin: „Für uns hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, wie wichtig die Arbeit von Sozialbetreuer*innen ist. Ihr Aufgabenfeld geht weit über das hinaus, was ursprünglich angedacht war. Sie übernehmen wichtige Aufgaben, etwa als Begleitung zu Behörden oder Arztterminen. Oft haben diese Personen selbst einen Fluchthintergrund und bringen daher entsprechende Erfahrungen mit. Sie nehmen eine Vorbildfunktion ein, werden zu Ansprechpartner*innen im Integrationsprozess und leisten den Sozialarbeiter*innen vor Ort damit wichtige Hilfestellungen.“
Die Tätigkeit der Sprach- und Kulturvermittler*innen in den Einrichtungen der Flüchtlingshilfe soll nun in Kooperation mit den Trägern über die Schaffung von öffentlich geförderten Beschäftigungsverhältnissen ermöglicht werden. Die Stadt Bochum soll Träger dabei aktiv unterstützen und beraten, diese öffentlich geförderten Stellen zu schaffen oder zu erhalten.