Wir wollen ein inklusives und gerechtes Bildungssystem. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen unter den bestmöglichen Bedingungen gemeinsam lernen können. Als städtische Trägerin für Kindergärten, Schulen und Volkshochschule kümmert sich die Stadt um die Gebäude und trägt die Kosten für das nicht-lehrende Personal sowie für Lern- und Lehrmittel. Das Land gibt den gesetzlichen Rahmen und die pädagogischen Inhalte vor und übernimmt die Einstellung und Kosten für das lehrende Personal. In den vergangenen Jahren haben wir mehrere hundert Millionen Euro in Sanierung und Bau der Bochumer Schulen und Bildungseinrichtungen investiert und wollen das auch weiterhin tun. Außerdem können wir die Schul- und Bildungslandschaft gestalten, indem wir bei der Bildungs- und Schulentwicklungsplanung mitbestimmen können, welche Schulen eröffnet, weiterentwickelt oder geschlossen werden und wie die Bedingungen für Weiterbildung aussehen. Wir setzen uns in Bochum für die ganze Bildungskette im Leben ein.
Grundschulen: Chancengerechtigkeit für alle Kinder
Die Grundschulen sind schon seit Jahrzehnten inklusiver und bildungsgerechter als die weiterführenden Schulen. Trotzdem zeichnen sich auch in der Grundschullandschaft soziale Ungleichheiten ab, was zu ungleichen Bildungschancen führt: An Schulen in sozial und/oder strukturell benachteiligten Stadtvierteln verstärken sich soziale und pädagogische Problemlagen. Etwa 10 % der Eltern schicken ihre Kinder auf vermeintlich bessere Schulen in anderen Stadtvierteln.
Wir wollen, dass jedes Kind vergleichbare Bedingungen an der nächstgelegenen Schule vorfindet. Jedes Kind soll unabhängig von seinen Fähigkeiten an jeder Schule vergleichbare Chancen zur Förderung bekommen.
Zukünftig wollen wir Grüne weiterhin verstärkt darauf achten, dass sich alle Stadtteile zu sozial durchmischten Quartieren weiterentwickeln. Alle Bochumer Schulen und Bildungseinrichtungen müssen barrierefrei so ausgestattet sein, dass Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende – unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern – individuell gefördert und gestärkt werden können.
Wir wollen mehr Schulen und Bildungseinrichtungen gemeinsam mit Kindertagesstätten zu Familienzentren – wie in der Heinrichstraße in Hiltrop, im Friesenweg in Wattenscheid oder in der Zechenstraße in Bochum-Mitte – weiterentwickeln. So stehen die Türen der Schulen auch außerhalb der Schulzeit für alle Bürger*innen offen und können als Zentren der Kooperation, Integration, Beratung und Teilhabe genutzt werden.
Weiterführende Schulen: Gute Alternativen zum Gymnasium schaffen
Das überholte dreigliedrige Schulsystem und die Schulen des gemeinsamen Lernens konkurrieren zum Nachteil vieler Kinder. Dieses Problem können wir auf städtischer Ebene nicht lösen. Aber wir können dazu beitragen, dass unsere Bochumer Gesamtschulen attraktiv ausgestattete Alternativen sind.
In der vergangenen Wahlperiode haben wir die Gemeinschaftsschule Mitte in eine Gesamtschule umgewandelt. So schnell es geht, wollen wir eine weitere Gesamtschule in Wattenscheid eröffnen. Dort werden noch immer viele Kinder abgewiesen. Außerdem wollen wir die großen Gesamtschulen verkleinern. Statt sechs Parallelklassen streben wir vier Züge als Regel an. Um diese pädagogisch sinnvolleren Größen zu erreichen, brauchen wir eine weitere, möglichst zentral gelegene Gesamtschule in Bochum. Haupt-, Real- oder Sekundarschulen, die sich zu einer Gesamtschule entwickeln wollen, haben unsere Unterstützung. Sie könnten als Standortschulen im Stadtteil verankert sein. Als kleinere Gesamtschulen können sie sich intensiver um Kinder kümmern, die sich mit dem schulischen Lernen schwerer tun. Ein Beispiel sind die Kinder, die aktuell ab der 7. Klasse in die beiden verbliebenen Bochumer Hauptschulen „durchgereicht“ werden. Zur 5. Klasse werden dort nur wenige Kinder angemeldet. So haben weder die Schulen noch ihre Schüler*innen zukunftsfähige Chancen. Denn dort bündeln sich pädagogische und soziale Problemstellungen, die sich in einer überschaubar großen Gesamtschule besser handhaben ließen. Bis zu einer Entscheidung über die Bochumer Hauptschulen müssen wir diese so gut wie möglich unterstützen.
Wir setzen uns dafür ein, dass über gezielte und bedarfsgerechte Förderung und Berufsberatung es mehr jungen Erwachsenen ermöglicht wird, einen Schulabschluss zu erlangen.
Ganztagsangebote und Schulsozialarbeit ausbauen
Den offenen Ganztag an Grundschulen wollen wir ebenso wie die pädagogische Übermittagsbetreuung an den weiterführenden Schulen ausbauen. Den rhythmisierten Ganztag begrüßen wir und werden Schulen unterstützen, die dieses Modell einführen wollen. Dafür ist es uns wichtig, dass genügend Raum und Zeit für Bewegung als auch für Ruhe und Entspannung geschaffen wird.
Die Schulsozialarbeit, die derzeit vor allem an weiterführenden Schulen angeboten wird, wollen wir zukünftig auch verstärkt im Grundschulbereich anbieten. Wir haben sie in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet.
Ökologische und gesunde Schulen schaffen
Schüler*innen und Lehrkräfte sollen sich in ihrem Lern-, Lebens- und Arbeitsort wohlfühlen und ein gesundes Umfeld vorfinden. Wir wollen, dass Nachhaltigkeitskriterien nicht nur beim Bau und der Ausstattung, sondern auch bei der Verpflegung eine zentrale Rolle spielen. Grüne, bewegungsfördernde und barrierefreie Schulhöfe, schuleigene Gärten und Küchen, ein Angebot von veganen, vegetarischen und Bio-Mahlzeiten sowie frei zugängliche Trinkwasserspender und Selbstversorgung wollen wir ermöglichen. Als Hitzeschild im Sommer und Wärmedämmung im Winter sollen Schuldächer begrünt oder/und mit Photovoltaik ausgestattet werden.
Digitale Medien
Der vom Rat 2019 beschlossene Medienentwicklungsplan muss zügig umgesetzt werden. Das wird nur gelingen, wenn Kommunen, Bezirksregierung und Land ein gemeinsames Konzept entwickeln. In diesem Konzept müssen Beschaffung und Sicherstellung des technischen Supports genauso geregelt werden wie Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen im Hard- und Softwarebereich. Für technische Ersthilfe („ 1st-Level Support“), für die sie verantwortlich sind, müssen die Schulen spürbar entlastet werden.
Wünschenswert wäre, wenn das Land die Beschaffung und Wartung von Hard- und Software sowie die Weiterbildung in die gebündelte Zuständigkeit der Stadt als Schulträgerin geben würde. Das Kompetenzteam der städtischen Schulverwaltung müsste dann zum IT-Kompetenzteam weiterentwickelt werden. Schüler*innen und Lehrkräften würden Hard- und Software dann aus einer Hand zur Verfügung gestellt werden.
Hochschulen zur Stadt öffnen
In Bochum studieren über 50.000 Menschen an neun Hochschulen. Wir wünschen uns, dass die Hochschulen ihren Beitrag für eine ökologische und soziale Stadt leisten. Die Stadt sollte intensiver die Expertise der wissenschaftlichen Einrichtungen nutzen, um beispielsweise ökologische Bauweisen umzusetzen, neue Modelle von nachhaltigem Verkehr zu entwickeln oder die digitale Transformation zu bewältigen.
Erwachsenenbildung
Wir setzen uns für eine lebendige Erwachsenenbildung in kommunaler Verantwortung ein. Weiterbildung muss in Bochum für alle Menschen möglich sein.
Ein breites Spektrum von Anbieter*innen ermöglicht mit einem vielfältigen Angebot unterschiedliche Zugänge zur Weiterbildung. Im Zweiten Bildungsweg sichern zum Beispiel die VHS und das Weiterbildungskolleg die Vielfalt der Möglichkeiten zur zweiten Chance auf einen allgemeinbildenden Schulabschluss.
Die Berufliche Weiterbildung muss angesichts der sozialen und ökologischen Transformation und der Digitalisierung und den damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt einen hohen Stellenwert bekommen. Hierfür auch die Grundlagen zu schaffen ist eine Kernaufgabe der VHS. Lebensbegleitendes Lernen muss für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen eine Selbstverständlichkeit werden.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Bochumer*innen einfacher das für sie passende Angebot finden können. Hierfür müssen die Anbieter*innen im Bereich der Erwachsenenbildung stärker als bisher miteinander und im Regionalen Bildungsnetz kooperieren. Die kommunale Weiterbildungsberatungsstelle hat hier eine besondere Aufgabe.
Für viele Menschen ist jedoch der Zugang zum lebensbegleitenden Lernen erschwert, zum Beispiel
- aufgrund ihrer geringen Vorbildung,
- weil sie nicht fließend Deutsch sprechen oder verstehen,
- wegen einer Behinderung,
- wegen finanziell fehlender Mittel
- oder weil sie beruflich keinen Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten haben.
Besonders ihnen muss vor allem die Volkshochschule mit ihrem Angebot zur Grundbildung und zum zweiten Bildungsweg neue Wege eröffnen. Damit ist Weiterbildung ein wichtiger Bestandteil für eine gelingende Integration für alle Bochumer Bürger*innen. Und gerade die allgemeinen Deutschkurse, Integrationskurse sowie die berufsbezogene Sprachförderung der Volkshochschule halten wir für die Integration zugewanderter Menschen weiterhin für unverzichtbar.
Die technischen und sozialen Veränderungen durch die Medien beeinflussen die Lebensbedingungen der Menschen sehr stark. Damit diese Einflüsse von uns Menschen gesteuert werden können, brauchen wir Medienkompetenz. Gerade in Zeiten von Fake News ist es wichtig, Informationsquellen angemessen kritisch gegenüber zu treten.
Den Bochumer*innen – seien sie in einem Beschäftigungsverhältnis oder nicht, mit Einwanderungshintergrund oder nicht – sollen auch Angebote zur Verfügung stehen zur Entwicklung interkultureller Kompetenz, zur Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Professionen und für methodische Fähigkeiten zur Mitgestaltung sich verändernder Organisationen.
Die digitale Transformation erfasst heute alle Lebensbereiche. Diese Entwicklung droht besonders ältere Menschen und Geringqualifizierte abzuhängen. Die VHS muss es allen ermöglichen, an der digitalen Welt teilzuhaben. Das erreicht sie mit ihren Angeboten zum Lernen in der Gruppe und mit einem offenen Angebot im begleiteten digitalen Lernraum.
Bochum setzt mit dem Bau des derzeit sogenannten „Haus des Wissens“ für die Bochumer*innen ein deutliches Zeichen für die zunehmende Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens. Wir setzen uns dafür ein, dass hier in der engen Kooperation zwischen Volkshochschule und Stadtbücherei mit den Hochschulen und ergänzt durch eine Markthalle ein für alle zugänglicher Ort der Begegnung entsteht. Hier sehen wir im Zusammenspiel mit der Zivilgesellschaft einen Umschlagplatz für die Umsetzung von Ideen für ein gutes Leben – von dem Gedanken der Nachhaltigkeit geleitet und in Kooperationen auf Augenhöhe in einem solidarischen Miteinander umgesetzt.
Um unsere Demokratie zu stärken, wollen wir einen wichtigen Akzent in der politischen Bildung setzen. Hier könnte die VHS mit anderen Einrichtungen etwa einen Demokratieführerschein anbieten. Auch das Trendthema Gesundheit sollte noch mehr Berücksichtigung finden. Das Sprachkursangebot bleibt für das Leben in einer globalen Welt von großer Bedeutung.