Kundgebung Bochum stirbt – wenn „NRW erwacht“
1933 ist Bochum „erwacht“. Damals, 90 Jahre her, zogen Nazi-Kommandos gemeinsam mit dem eigenen Nachbarn durch die Straßen, Sturmtruppen zusammen mit stürmischen Studenten und Schläger gemeinsam mit feinen Geistern, die sich als Denker gaben, als Querdenker.
90 Jahre her, ein Menschenleben lang. Wir haben nicht vergessen, dass es darauf ankommt, zu unterscheiden: Wer trägt Springerstiefel und wer denkt was weiter, wer marschiert mit wem wohin, und wer tritt wen am Ende in den Tod? Es ist dieselbe Frage wie die, die sich uns heute stellt: Wer von uns fällt wem um den Hals, und wer von uns fällt wem in den Arm?
Ein hessischer Rechtsextremist tötete am 01.06.2019 den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor dessen Wohnhaus mit einem Revolverschuss in den Kopf aus geringer Entfernung. Gökhan, Ferhat, Mercedes, Sedat, Hamza, Bilal, Fatih, Kalojan, Said, das sind die Namen von denen, die 2020 in Hanau hingerichtet worden sind von einem, der sich für erwacht gehalten hat. „NRW erwacht“ nennt sich das Gemenge jetzt, das – 90 Jahre nach 1933, drei Jahre nach Hanau, vier Jahre nach dem barbarischen Anschlag auf die Synagoge in Halle – durch Bochum marschieren will.
Sie nennen es „spazieren“, wer will mit Nazis spazieren? Springerstiefel neben Sneaker und stylischem Stiletto: Dieses Bündnis ist ein brauner Brei, stahlharte Nazis die einen, hirnweiche Querdenker die anderen. Die einen kommen von rechts, die anderen von links, die einen extrem gefährlich, die anderen extrem dämlich, sie kommen prächtig miteinander aus. Dazwischen die, die unsere eigenen Nachbarn sind, lustige Studenten, feinsinnige Geister, der Verfassungsschutz beobachtet das Gebräu, das sich da selbst zusammen rührt. Was es bindet und zusammenhält, ist – auch das nicht neu – der Hass auf Juden, auf den Islam, auf alles, das ihnen fremd ist und nicht in ihr verdrehtes beengtes Weltbild passt.
„NRW erwacht“ heißt übersetzt: „Deutschland den Deutschen“
Wir stehen für ein Miteinander über alle Grenzen hinweg. Christen, Moslems, Juden, Aleviten. Yeziden, demokratische Parteien, Gewerkschaften stehen füreinander und für eine freie, demokratische, friedliche und vielfältige Gesellschaft ohne Hass ein.
Demonstriert mit uns am Samstag, den 20.Mai 2023 ab 14:00 Uhr auf dem Platz des europäischen Versprechens