Im Bochumer Norden formiert sich Widerstand gegen die geplante Unterkunft für wohnungslose Menschen im ehemaligen Pflegeheim an der Lothringer Straße 21 a. Mittlerweile wurde eine Petition gestartet. Deren Ziel ist klar: keine Unterkunft für Wohnungslose im ehemaligen Pflegeheim. Burkart Jentsch, Vorsitzender der SPD im Rat, und Barbara Jessel, Vorsitzende der Grünen im Rat, können diese Haltung nicht nachvollziehen und lehnen sie ab.
Die zukünftige Wohnungslosen-Unterkunft entsteht in unmittelbarer Nähe einer freien Kita, einer Kindertagespflege und einer evangelischen Kindertageseinrichtung. „Die Kita-Leitungen, Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch andere Personen aus dem Stadtteil setzen sich gegen die Unterkunft ein. Und das macht mich ehrlich gesagt fassungslos“, erklärt Burkart Jentsch. „Wir sprechen hier von einer Unterkunft, wo die Schwächsten der Gesellschaft bitter nötige Hilfe erhalten sollen, auf einem Weg in ein einigermaßen normales Leben. Ich frage mich, welches Menschenbild da einige involvierte Personen haben. Dass die Kindergärten da mitmachen, schockiert mich am meisten“, sagt Jentsch. „Wenn es um die Vermittlung von Werten gehen sollte, dann doch wohl dort. Jetzt könnten sie es zeigen.“
Barbara Jessel erklärt: „Immer wieder wird Hilfe für wohnungslose Menschen gefordert, aber vor der eigenen Haustür soll sie im aktuellen Fall offensichtlich nicht stattfinden. Dabei gibt es bereits ähnliche Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet und nirgendwo kam es zu Problemen mit dem Umfeld. Im Vorfeld wird in einem Clearingverfahren darauf geachtet, welche Personen für die Unterbringung am Standort Lothringer Straße geeignet sind. Personen mit kriminellem Hintergrund kommen nicht in Frage. Durch die Lage des Gebäudes im hinteren Bereich des Grundstückes entsteht ein Rückzugsort und die Betreuung ist 24/7 gewährleistet. Ziel ist es die Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, hier temporär zu unterstützen, damit sie innerhalb eines Jahres lernen, wieder selbstständig in einer eigenen Wohnung zu leben.“
Kritik wird auch laut, wegen fehlender Kommunikation der Stadt im Vorfeld. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine noch frühzeitigere Informierung der Akteure etwas an der Haltung geändert hätte. Die jetzt auf den Weg gebrachte Petition macht die Marschrichtung klar: die Unterkunft ist unerwünscht“, sagt Burkart Jentsch.
Barbara Jessel ergänzt: „Ja, man kann Bedenken haben und diese auch äußern. Bei näherem Hinsehen erweisen diese sich oftmals als unbegründet. Aber Äußerungen, die Menschen ohne Wohnung stigmatisieren und sie als Gefahr darstellen, machen mich traurig und widersprechen meiner politischen Haltung eines solidarischen Miteinanders. Ein runder Tisch zwischen Politik, den Fraktionsvorsitzenden der Bezirksvertretungen, der AWO, den ansässigen Kindertagesstätten und der Gemeinde könnte hier hilfreich sein und Vorbehalte und Bedenken klären.“
„Die Pläne der Verwaltung, die wir voll und ganz unterstützen, sehen mehrere Unterkünfte für Wohnungslose im gesamten Stadtbild vor – gerne in Bestandsimmobilien. Der Standort an der Lothringer Straße fügt sich optimal in die Pläne ein und hat unsere volle Unterstützung“, erklären die Fraktionsvorsitzenden gemeinsam.