In den Medien wurde zuletzt über das Wohnungsbauprojekt Havkenscheider Höhe berichtet und dass dafür viele Bäume gefällt werden. Aufgrund vieler Nachfragen haben wir hier aufgeschrieben, worum es geht und wie wir dazu stehen.
Warum wird an der Havkenscheider Höhe Wald für Wohnungsbau gerodet?
- Die Fläche an der Havkenscheider Höhe ist seit dem Jahr 2000 als Bauland gewidmet. Damals war die Fläche noch nicht nennenswert mit Bäumen bewachsen, wie man auf Luftbildern gut erkennen kann. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Planungen für das Quartier verändert, aber es kam noch nicht zum Baubeginn. In der Zwischenzeit haben die Stadt und die VBW als Eigentümerinnen die Fläche der Natur überlassen, statt regelmäßig zu mähen. Dadurch entsteht eine positive Gesamtbilanz für Klima und Natur, vergleichbar mit sogenannter „Natur auf Zeit“. Durch die Verzögerung der Bauzeit und durch Veränderungen in der gesetzlichen Stellung dieses Waldes darf die Fläche nicht mehr ohne Kompensation gerodet werden. Stattdessen entsteht nun mehr neuer Wald, den wir ausschließlich in Bochum anpflanzen wollen.
- Nach der ursprünglichen Planung der VBW sollten dort vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser und wenige Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Im Jahr 2009 wurde nach intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung der Startschuss für den neuen Bebauungsplan Nr. 901 gegeben. Nach mehreren Runden in der Politik und einer Bürgerbeteiligung im Jahr 2014 wurde ein neues städtebauliches Konzept erstellt mit deutlich zeitgemäßeren stadtplanerischen Zielen und Festlegungen: überwiegend Mehrfamilienhäuser, mehr geförderter und preisgünstiger Wohnungsbau.
- 2013 wurde im Grundsatz beschlossen auf Grundlage des bestehenden Baurechts für die Havkenscheider Höhe zusammen mit den Gebieten Feldmark und Havkenscheider Feld einen übergreifenden Planansatz zu verfolgen und zwar unter dem Titel Ostpark. Hier ist es uns gelungen nochmals deutliche Verbesserungen vor allem in der Ökologie zu erreichen (siehe Antwort zu Frage 2).
- Einen politischen Beschluss gab es zuletzt 2021, als sich die Stadt mit „Mobil NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“ – hier: Qualifizierung des Wettbewerbsbeitrages „Autoreduziertes Quartier Havkenscheider Höhe“ auf Fördergelder vom Land beworben hat.
- Es ergibt also keinen Sinn davon zu sprechen „dass die Grünen der Rodung des Waldes zugestimmt hätten“. Als die wesentlichen Beschlüsse gefasst wurden, gab es dort wie gesagt keinen Wald.
Warum setzen sich die Grünen nicht für den Erhalt des Waldes und den Stopp des Bauprojekts ein?
- Wie oben beschrieben, besteht dort Baurecht seit dem Jahr 2000 in Form eines rechtskräftigen Bebauungsplans. Würden also die Pläne für den neuen B-Plan 901 nicht fortgeführt, wäre weiterhin der alte B-Plan aus dem Jahr 2000 gültig und die VBW könnte trotzdem bauen, allerdings ohne die vielfältigen sozialen und ökologischen Festsetzungen die neu in das Verfahren gekommen sind.
- Für den neuen B-Plan stehen bis zum Satzungsbeschluss auch noch einige Schritte an, inklusive einer Öffentlichkeitsbeteiligung. Bis das Planungsrecht festgezurrt ist, bleibt der Wald erhalten.
- Der Ostpark mit seinen Teilgebieten Feldmark, Havkenscheider Feld und Havkenscheider Höhe ist ein anspruchsvoll geplantes, zusammenhängendes Entwicklungsgebiet. Hier kann die Stadt, ohne sich von Investoreninteressen treiben lassen zu müssen ihre Vorstellungen von sozialer und ökologischer Stadtentwicklung ein Stück weit verwirklichen. Sie wird eine Quote von mindestens 30% gefördertem Wohnungsbau erreichen und damit gerade auch für einkommensschwache Zielgruppen den dringend benötigten Wohnraum bereitstellen.
- In ökologisch-hydrologischer Hinsicht gehört das Gebiet auch zusammen. Seit einiger Zeit wird in Bochum unter dem Stichwort „Schwammstadt“ ein neuer Umgang mit Regenwasser praktiziert. Das bedeutet, dass hier alles Regenwasser von versiegelten Flächen gesammelt und in ein neu entstehendes Gewässer geleitet wird. So entsteht auf dem jetzigen Acker ein ökologisch wertvoller Freiraum, der öffentlich zugänglich sein wird.
- Als Grüne halten wir am Projekt Ostpark und seinen Zielen fest. Im nahegelegenen Gewerbegebiet werden etwa 3000 Arbeitsplätze entstehen. Der Ostpark wird dafür Wohnraum schaffen. Wir wollen ja gerade nicht, dass diese Menschen über die Autobahn einpendeln, sondern wir wollen im Sinne der Verkehrswende Arbeit und Wohnen wieder näher zusammenführen. Ein Stopp an der Havkenscheider Höhe würde die gute städtebauliche Logik des Ostparks völlig zunichte machen und den Druck auf den Bochumer Wohnungsmarkt zusätzlich verschärfen.
Weitere detaillierte Informationen finden sich auf der Seite der Stadt Bochum zum Projekt Ostpark: https://www.bochum.de/Amt-fuer-Stadtplanung-und-Wohnen/Ostpark