Grüne weisen Vorwürfe zum RS1 zurück

By 9. März 2022Verkehrswende

Zum Ende der letzten Ratssitzung hat Dr. Volker Steude von den Stadtgestaltern der Verwaltung im Zusammenhang mit der Trassensuche des RS1 durch Bochum-Mitte unlautere Methoden vorgeworfen. Begründet hat er diesen angeblichen Skandal mit einer Akteneinsicht. Die Grünen haben nun ihrerseits Einsicht in die gleichen Akten genommen.

Die Aktenlage zeigt eine gewissenhafte Prüfung aller Vorschläge. Richtig ist: Die Verwaltung hat dem Gutachter mit Details zu den untersuchten Straßen zugearbeitet. In diesem Zusammenhang irritiert, dass der Gutachter erst durch die Stadt auf den Standard des RS1, nämlich vier Meter Breite und eine Streckenführung möglichst ohne Ampel und Kreuzungsverkehr, aufmerksam gemacht werden musste. Dass durch solch eine Bewertung verschiedene Varianten wegfallen, ist aber kein Skandal, sondern solides Verwaltungshandeln“, erklärt Raphael Dittert, Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur.

Da nach der Absage der Bahn im Jahre 2018 aus Bürgerschaft und Politik der Wille zu vernehmen war, offen alle möglichen Varianten zu prüfen, hat die Verwaltung eine breite Bürgerbeteiligung angestoßen und einen externen Gutachter beauftragt. „Wer hier einen Skandal wittert, nur weil der Wunsch nach der eigenen Variante nicht erfüllt wurde, hat ein problematisches Verständnis von Bürgerbeteiligung“, so Dittert weiter.

Von der jetzt gefundenen Trassenführung sind die Grünen überzeugt: „Die Stadt hat mit dem Gutachter eine geeignete Trassenführung herausgearbeitet, die Bermuda3Eck, Schauspielhaus, Musikforum, Hauptbahnhof optimal an den RS1 anschließt und das geplante Fahrradkreuz in der Innenstadt direkt anbindet. Die ganze Strecke kommt weitestgehend ohne Ampeln und Kreuzungen aus und der Standard wird eingehalten. Das ist eine gute Lösung für den gesamten Verkehr und eine erhebliche Verbesserung für den Radverkehr. Keine andere Innenstadt wird besser an den RS1 angeschlossen sein als Bochums City.

Auch wenn die Wegeführung auf dem Südring zwischen Alleestraße und Hauptbahnhof wünschenswert wäre, dürften die allermeisten Bürgerinnen und Bürger erkennen, dass sich dies mit dem RS1-Standard nicht realisieren lässt. Würde man alle Bäume auf dem Innenstadtring fällen oder eine Einspurigkeit in Kauf nehmen, ließe sich das Vorhaben mit Mühe und Not umsetzen. Aber eben nicht kreuzungsfrei, wie es die Vorzugsvariante weitestgehend hergibt! Eine Führung des Radschnellweges über den Boulevard ist mit Problemen für den ÖPNV und Fußverkehr spätestens an der Kortumstraße offensichtlich und daher auch keine Option. Dass das Ergebnis der Trassenfindung – auch mit Hilfe des Gutachtens – nun weitestgehend der Machbarkeitsstudie des RVR entspricht, zeigt, wie akribisch damals bereits geplant wurde. Dies zu skandalisieren ist unseriös, zeigt es doch, dass in den Verwaltungen durchaus fähige Planerinnen und Planer arbeiten, die ihre Städte und Straßen kennen. Auch eine Ablehnung der Variante durch die entsprechenden Verbände und Organisationen können wir nach Gesprächen nicht bestätigen“, schließt Dittert.

Sebastian Pewny, Fraktionsvorsitzender der Grünen, ergänzt: „Mit seiner Vorstellung zum RS1 will Herr Dr. Steude aus dem Radschnellweg einen Radschleichweg machen. Dabei ist es offensichtlich, dass eine kürzere Strecke über Ampeln und Kreuzungsverkehre nicht die Schnellere sein muss. Dies sieht die große Mehrheit des Rates so. Nur Herr Dr. Steude nicht, denn der hat ja immer Recht…“.