In der Diskussion um die Ursachen der steigenden Infektionszahlen beziehen auch die Bochumer Grünen Stellung. Ayse Balyemez, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, kennt die Schwierigkeiten aus ihrem Beruf als Sozialarbeiterin: „Sozial benachteiligte Menschen sind viel häufiger von Corona betroffen als gut situierte. Das hat verschiedenste Gründe. Sie leben zum einen häufiger in beengten Wohnverhältnissen. Zum anderen arbeiten sie wesentlich mehr in Berufen, in denen es keine Möglichkeit gibt im Homeoffice zu sein. Menschen in schlechter bezahlten Dienstleistungsjobs sind viel stärker dem Risiko einer Infektion ausgesetzt, etwa in der Pflege, an der Kasse im Supermarkt oder beim Ausliefern von Paketen. Die Herkunft spielt dabei keine wesentliche Rolle. Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen und die Missachtung von Regeln findet man in allen Bevölkerungskreisen. Die Corona-Leugnerszene rekrutiert sich größtenteils aus der Mehrheitsgesellschaft. Jetzt auf die Migranten zu zeigen ist falsch. Natürlich erschweren in manchen Fällen auch sprachliche Hürden den Zugang zu Informationen beispielsweise über die Impfkampagne. Wir haben vor kurzem über eine Anfrage im Rat erreicht, dass die Stadt Bochum in ihren Anschreiben an die impfberechtigten Einwohner*innen einen QR-Code aufnimmt, der direkt zu den offiziellen mehrsprachigen Informationen im Netz führt.“
Außerdem haben die Grünen im heute tagenden Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales gemeinsam mit der SPD einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, welcher die
Verwaltung beauftragt, zusammen mit den sozialen Trägerorganisationen mehrsprachige Informationsangebote im Rahmen der städtischen Hotline und vor Ort im Impfzentrum zu schaffen. Anna di Bari, integrationspolitische Sprecherin der Grünen im Rat, erklärt dazu: „Besonders in der gegenwärtigen Situation zeigt sich, wie wichtig es ist, dass von offizieller Seite Informationen zur aktuellen pandemischen Lage und der Corona-Schutzimpfung für alle Menschen zugänglich gemacht werden und sprachliche Barrieren überwunden werden. Insbesondere die vielen Bochumer Migrantenselbstorganisationen sollten dabei einbezogen werden.“