Die Grünen freuen sich, dass die Debatte um den Wohnungsbaubedarf in Bochum eröffnet ist. Die WAZ hatte am 24.11. die Forderung der Grünen Ratsfraktion nach einer Evalution des Handlungskonzepts Wohnen bis 2022 aufgegriffen. Dies stieß auf breite Resonanz (siehe WAZ vom 26.11.ff).
Olaf Krause, planungspolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, kommentiert dies: „Einige der Wortmeldungen aus dem politischen Raum blenden den aktuellen Stand der Dinge völlig aus. Insbesondere bei der CDU scheint nicht bekannt zu sein, wie viele Wohnungen derzeit geplant werden. Alleine durch die drei großen Projekte Ostpark, Gerthe West und Bahnhofsquartier Wattenscheid dürften in den nächsten Jahren über 1500 Wohnungen entstehen. Zusammen mit den anderen kurz- und mittelfristig geplanten Projekten des Wohnbauflächenprogramms kommt man auf eine Summe von etwa 10.000 Wohneinheiten. Selbst wenn davon nur die Hälfte bis zwei Drittel tatsächlich gebaut werden, bedeutet das einen enormen Zuwachs an Wohnraum für mehrere Tausend Menschen. Das muss man ebenso zur Kenntnis nehmen wie aktuelle Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und zum Bedarf an Wohnraum. Von einem Scheitern des Handlungskonzepts Wohnen kann keine Rede sein. Mit einiger Zeitverzögerung wird es in den nächsten Jahren massiv zum Tragen kommen. Wer sich jedoch ausschließlich von Lückenschlüssen und Nachverdichtung rasche Besserung für den nach wie vor angespannten Wohnungsmarkt erwartet, macht sich Illusionen.“
Barbara Jessel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, ergänzt: „Natürlich benötigen wir neue Wohnungen, insbesondere für die Menschen, die weniger zahlungskräftig oder mobilitätseingeschränkt sind. Eine weitere Steigerung des Anteils an gefördertem Wohnungsbau strebt die Koalition ja auch an. Gleichzeitig wollen wir nicht riskieren, dass wir in ein paar Jahren viele leerstehende Häuser und Wohnungen haben.“
Dieses Risiko beschreibt eine kürzlich vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung veröffentlichte Studie über zukünftige Wohnungsleerstände in Deutschland sehr drastisch. Bis zum Jahr 2030 könnte es bis zu 10 Prozent Leerstand in Bochum geben. Durchgeführt hat die Untersuchung mit Empirica das gleiche Institut, welche das Bochumer Handlungskonzept Wohnen 2017 erstellt hat.
Jessel: „Wir dürfen keinen Leerstand produzieren zu Lasten der knappen Grünflächen, deren Bebauung wir heute beschließen. Dieses Risiko muss man anhand der vorliegenden Daten und Prognosen politisch diskutieren und bewerten. Und deshalb benötigen wir unverzüglich eine politische Auseinandersetzung im Rat anstelle eines weiter wie bisher. Die Diskussion wollen wir konstruktiv und sachbezogen führen. Aus diesem Grund haben wir vergangene Woche eine umfangreiche Anfrage im Rat gestellt, mit der wir die Verwaltung auffordern, sich mit den aktuell vorliegenden Daten und Studien auseinanderzusetzen. Die Zukunft ist immer ungewiss. Ich habe auch keine Glaskugel. Aber manche der politischen Akteure scheinen sich um die komplizierte Diskussion drücken zu wollen, wie wir gleichzeitig Wohnraum schaffen und knappe Grünflächen schützen können.“
Unsere Anfrage zu Bedarfe im Wohnungsbau